Stephanie Laier zeigt’s den Jungen

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Eine Kleinigkeit entscheidet das spannende Europameisterschafts-Rennen der Frauen
in Reutlingen

Von Denis Raiser​ 27.05.2019 17:00

Eng und staubig: Der Start beim 57. internationalen ADAC Motocross in Reutlingen.
FOTO: NIETHAMMER

 

REUTLINGEN. Ein kleines Wasserloch machte letztlich den Unterschied. In einem
Kopf-an-Kopf-Rennen im zweiten Europameisterschafts-Lauf der Motocross-Frauen
profitierte die in der vorletzten Runde auf Rang zwei liegende Stephanie Laier von einem
Ausrutscher ihrer Konkurrentin Sara Andersen aus Dänemark. »Ich wäre dort auch fast

auf der Nase gelandet«, sagte Laier über die tückische Stelle beim 57. internationalen
ADAC Motocross des 1. RMC Reutlingen am Sonntag.

Die 33 Jahre alte Siegerin aus Dielheim in der Kurpfalz hat in ihrer Karriere alles
gewonnen, was es zu gewinnen gibt: deutsche Meisterschaft, Europameisterschaft,
Weltmeisterschaft. Auch in Reutlingen hat Laier schon viele Siege gefeiert, aber auch
schwere Verletzungen ihrer langen Krankenakte hinzugefügt. Mittlerweile kommt die
KTM-Pilotin, die einige Jahre als Profi mit eigenem Team unterwegs war, nicht mehr so
oft zum Trainieren. Laier arbeitet seit etwa einem Jahr als Lageristin in der belgischen
Hafenstadt Antwerpen. Ein Team hat sie nicht mehr. Laier ist nun alles in einer Person:
Fahrerin, Managerin und Mechanikerin.In Reutlingen hat Laier aber gezeigt, dass sie mit
der deutlich jüngeren Generation trotzdem gut mithalten kann. Mit ihrer aggressiven
Fahrweise, mit der sie früher in vielen Rennen auch die männliche Konkurrenz schlug,
setzte sie sich vom Start weg an die Spitze. Zwar wurde sie nach etwa der Hälfte des
Rennens von Sara Andersen überholt, blieb ihr aber ständig dicht am Hinterreifen – bis
ihr das Wasserloch zu Hilfe kam. Im ersten Wertungslauf ist Laier noch hinter Andersen
geblieben. »Da ging mir nach 15 Minuten etwas die Luft aus.«Mit dem Gesamtsieg in
Reutlingen hat sie ihren Vorsprung in der EM-Wertung vor dem letzten von fünf Rennen
ausgebaut. Verfolgerin Shana Van der Vlist aus den Niederlanden erwischte keinen
guten Tag und landete auf den Plätzen sieben und fünf. Laiers Titelchancen stehen
damit bestens – sehr zu ihrer eigenen Überraschung. »Ich hab mir gegen die Jungen
keine großen Hoffnungen gemacht«, gab sie zu. Doch dann fuhr sie immer aufs
Siegerpodest. Ihr ursprüngliches Ziel, Platz fünf, korrigierte sie von Rennen zu Rennen
nach oben.

Ein Kompliment verteilte Laier an den Ausrichter 1. RMC Reutlingen. »Die haben einen
super Job gemacht. Die Strecke hätte besser nicht sein können.« Auch der
RMC-Vorsitzende Michael Saur war mit dem zweitägigen Event zufrieden. »Das
sportliche Niveau war top.« Er hätte sich nur etwas mehr als die insgesamt rund 3 000
Zuschauer erhofft.In den beiden EM-Läufen der 85er-Klasse kam RMC-Fahrer Luca
Röhner insgesamt auf Platz 25. Der 12-Jährige war mit seinem Debüt in dieser Klasse
»ganz zufrieden«, hat Gefallen gefunden und will im nächsten Jahr vielleicht die ganze
Serie mitfahren. Es gewann Sacha Coenen (Belgien). In den EM-Läufen der
65er-Klasse siegte Vitezslav Marek (Tschechien). Der Reutlinger Kevin Keim wurde im
DMV-Zweitaker-Cup Zweiter. (GEA)